„Als Hitler 1933 an die Macht kam“, so zitiert Dr. Günter Nitschke den Lehrer Pfefferkorn aus seinem Bericht von 1945, „wehte auch auf unserer Schule eine Hakenkreuzfahne. Als die Schüler sie beim Betreten des Schulhofs wahrnahmen, riefen sie spontan: „Der Lappen muss runter. Wir betreten die Schule nicht!“ Danach drängten sie auf die Straße, in den Park, und alle Schüler liefen, die „Internationale“ pfeifend, um die beiden kleinen Seen. Die Lehrer standen an der Haupttreppe und griffen nicht ein. […] Irgendwann erschien auch Rektor Zwölfer Er stieg auf einen Kasten für Straßenfegergeräte und hielt eine kurze Ansprache. Seine Stimme klang heiser, würgend, gepresst. Er stellte jedem Schüler anheim das Schulgebäude, gar die Klassenräume zu betreten. Die Fahne habe aus seiner Schule eine fremde Schule gemacht. Er steig auf sein Fahrrad und fuhr weg. […] Die Behörden gingen mit polizeilichen Maßnahmen und mit Einschüchterungsversuchen gegen die Streikenden vor.“ Nach Wolfdietrich Schnurre erhielten alle Schüler eine Karte, auf der die Ungesetzlichkeit von Schulstreiks mitgeteilt und das Einfinden in der Schule gefordert wurde. Die Lehrer wurden auf verschiedene Schulen strafversetzt, der Rektor Zwölfer in ein Konzentrationslager deportiert.
Literaturverweis: Museum Pankow: Zeitzeugenberichte dokumentiert durch Dr. Günter Nitschke (Handschrift); Bildquellen: Museum Pankow Copyright
Diesen Text können Sie auch untenstehend hören. Lesung Schauspielerin Lena Brückner.