Weissensee-Ehemaliges Schloss -Postkarte um 1900-Foto: Weißenseer Heimatfreunde e.V.

Das Schloss Weißensee

Erbaut:
nicht bekannt

Adresse:
Berliner Allee 205-210
13088 Berlin

„Schloß Weißensee“ war die volkstümliche Bezeichnung für ein schlossähnliches Gebäude, welches sich von 1859 bis zum Brand im Jahre 1919 oberhalb der Seeterrasse im heutigen Park am Weißensee befunden hatte.

Das Gebäude hatte einen langgestreckten zweigeschossigen Mitteltrakt, der an beiden Seiten von etwas höheren, leicht vorstehenden rechteckigen Türmen begrenzt wurde. Die Fassade, eine Putzfassade mit angedeuteten Steinquadern, war waagerecht durch Gesimse gegliedert. Den oberen Abschluss bildete eine Balustrade, die das relativ flache Dach verdeckte.

1858 hatte der Chemiker, Politiker und Landesökonomierat Friedrich Wilhelm Lüdersdorff das Rittergut Weißensee von seinem verstorbenen Onkel Johann Heinrich Leberecht Pistorius übernommen (Pistorius hatte hier die erste Brennerei zur Herstellung von Spiritus aus Kartoffeln gegründet und Weißensee zu einem landwirtschaftlichen Mustergut gemacht).

Bereits 1859 ließ Lüdersdorff anstelle des alten Gutshauses einen größeren und prachtvollen Bau errichten, eben dieses im Volksmund genannte „Schloß Weißensee“. Eine herrschaftliche Parkanlage umgab den Bau.

1872 verkaufte Lüdersdorff das Rittergut Weißensee für 700 000 Taler an den Hamburger Großkaufmann und Bodenspekulaten Gustav Adolf Schön. Das „Schloß“ wurde 1874 verpachtet und zu einer Vergnügungsstätte umgebaut, deren Betreiber zunächst häufig wechselten.

Ab 1885 nutzte der Gastronom Rudolf Sternecker das Schloss, um hier einen Vergnügungspark, ein „Berliner Tivoli“ in Anlehnung an das Kopenhagener zu verwirklichen. Er entwickelte das Unternehmen zu dem vielbesuchten, See und Park einschließenden „Welt-Etablissement Schloß Weißensee“.

1897 musste Sternecker aufgeben. Das Restaurant im Schloss wurde in der Folge von wechselnden Betreibern geführt.

1905 erwarb die Gemeinde Weißensee Schloss und Park. Der Park wurde jetzt der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Im Ersten Weltkrieg, seit 1915, war Militär im Schloss untergebracht. Als nach dem Ende des Krieges das Militär wieder abzog, brannte am 21. Februar 1919 das Bauwerk vollständig ab. Soldaten hatten ihre nicht mehr benötigten Strohmatratzen verbrannt, das Feuer geriet außer Kontrolle …
(Text: Wolfhard Spies)

Weissensee-Ehemaliges Schloss und Sterneckerbauten-Postkarte um 1900-Foto: Weißenseer eimatfreunde e.V.