Weissensee-Elektrizitätswerk-1999-Foto Heimatfreunde Weissensee

Das Elektrizitätswerk

Erbaut:
1906

Adresse:
Große Seestraße 14
13086 Berlin

Elektrizität – die gab es damals noch nicht. Damals, das war Anfang des
20.
Jahrhunderts in Weißensee. Die benachbarte Stadt Berlin entwickelt sich zur Metropole, hin zur Elektropolis. Davon ist in der Landgemeinde wenig zu spüren. Aber der Funke, der sollte doch herüberspringen.

Der Unternehmer Carl Ruthenberg errichtet ab 1898 in der Lehderstraße eine Goldleistenfabrik. Vom Expansionsgedanken angetrieben, plant er zusammen mit seinem Sohn Herrmann den Bau eines, so würden wir heute sagen, größeren, angrenzenden Gewerbegebiets. Architektonisch zusammengehörende Höfe für Gewerbeansiedlungen, die mit dem ausgestattet sein sollten, was für die maschinelle Produktion wichtig war, Strom und Wärme.

Am 5. Januar 1906 beantragt Ruthenberg beim Amtsvorstand von Weißensee, Heinrich Feldtmann, den Bau eines Elektrizitätswerks. Dies soll am Weißen See, in der Großen Seestraße 14, errichtet werden. Der Standort scheint günstig, da Kühlwasser in den See abgelassen und mittels der naheliegenden Industrie-bahn Kohle transportiert werden kann. Die Landgemeinde erteilt den Bauschein.

Wenig später wird Ruthenberg vom Gemeindebaurat Carl James Bühring beauftragt, die Straßenbeleuchtung von Weißensee auszuführen. Die Fertig-stellung lässt auf sich warten, so dass auf Ruthenberg mittels eines amtlichen Fertigstellungstermins, nämlich der 1.11.1906, Druck ausgeübt wird. Gleichzeitig wird angedroht, dass für jeden darüber hinaus gehenden Tag ein Bußgeld von 50 Mark zu zahlen ist. Um grundsätzlich mehr Einfluss auf die Elektrifizierung Weißensees nehmen zu können, kauft die Landgemeinde 1907 Ruthenberg das Werk für 1.990.000 Mark ab und entwickelt sich damit rasant weiter:

1910 werden 343 Konsumenten mit Strom versorgt. Dazu kommen 483 Bogenlampen der Straßenbeleuchtung und 400 elektrische Maschinen. 1920 nutzt die Gemeinde 26.031 Glühlampen und 1160 von Strom betriebene Motoren. Die Gesamtleistung beträgt 6040 PS. In dem Jahr 1920 übernimmt die BEWAG das Elektrizitätswerk und ersetzt es wenige Jahre später durch eine Umformstation.1990 werden die letzten Gebäudereste abgerissen.

Weissensee-Elektrizitätswerk-Innenansicht Maschinenraum 1905-Foto Heimatfreunde Weißensee