Weissensee-Geschichte-Erzählen-Milchhäuschen-Pächter Bauer-Christa Lüdolph-Foto Familie Lüdolph

Mein Name ist Christa Lüdolph, geborene Oertel. 1932 wurde ich in Potsdam geboren. Aufgewachsen bin ich zum großen Teil in Weißensee.

Aufgrund der Kriegsereignisse habe ich ein ziemliches Nomadenleben geführt. Aber von 1945 bis 1958 konnte ich durchweg in Weißensee leben. Im Bundenbacher Weg.

Meine Großeltern Bauer waren eine der Pächter des Milchhäuschens am Weißen See. Ich möchte die kleinen Geschichten erzählen, die mir von Kindheit an über diese Zeit weitergegeben wurden.

Das Milchhäuschen am Weißen See existiert schon seit 1886. Mit Pauken und Trompeten und allem Drum und Dran wurde es eröffnet. Und meine Großeltern, Ernst und Anna Bauer, haben es in den 20-iger Jahren bis in die 30-iger Jahre hinein gepachtet.
Zuvor war mein Großvater Straßenbahnfahrer, zuerst mit der Pferdebahn, dann mit der Elektrischen. Im Ersten Weltkrieg betrieb mein Großvater die Kantine des Straßenbahndepots in der Trarbacher Straße.

Ich kenne es nur vom Erzählen her, aber das Milchhäuschen muss für meine Großeltern eine Goldgrube gewesen sein. Die Schwiegersöhne der Bauers halfen als Bräutigame dort tüchtig mit und haben sich zusammen mit den Mädchen ein ganz gutes Taschengeld verdient.

Das Milchhäuschen wurde, als meine Großeltern die Pacht übernahmen, an einem Ostertag eröffnet. Das weiß ich noch aus Erzählungen. Da soll der Großvater mit seinen drei Töchtern, Charlotte, Grete und Hildegard, zuerst in die Kirche gegangen sein – sonst ist er wohl nicht gegangen – und hat den lieben Herrgott um gutes Wetter gebeten. Dann wurde das Milchhäuschen geöffnet und blieb es in der Regel jedes Jahr bis in die Kälte hinein.

Ich kann mich noch gut erinnern, dass Großvater oft erzählt hat, dass es schon so etwas wie Schaumküsse gab. Er wählte sich immer „seinen“ mit „Fingerzeig“ aus, so dass er diesen dann essen musste. Auch wurde erzählt, dass die Kuchen, die im Milchhäuschen verkauft wurden, oft von den Wespen angeknabbert wurden. Dafür hatte die Großmutter Bauer immer eine Schüssel mit Zuckerguss bereitstehen, mit deren Hilfe der Kuchen ausgebessert wurde.

Weissensee - 1930 Die Pächter und das Cafe