Jüdischer Widerstand Rabbiner Martin Riesenburger und Mitarbeiter*innen 

Der Jüdische Friedhof Weißensee, als ein besonderer Ort, ist in der Zeit des Nationalsozialismus und darüber hinaus eng mit dem Rabbiner Martin Riesenburger (1896-1965) und seinen Mitarbeiter*innen verbunden. Besonders nahe kommt man dem Geschehen, liest man das kleine Buch: „Das Licht verlöschte nicht“, in dem Rabbiner Riesenburger bis in unsere Zeit hinein seine Erinnerungen und Botschaften weitergibt. Ihm ist es maßgeblich mit zu verdanken, dass 1943 in einer Rettungsaktion 500 Thorarollen in der Neuen Halle auf dem Friedhof versteckt wurden. 1907 Menschen „die freiwillig ihrem Leben angesichts der Verfolgung ein Ende setzten“1, wurden nach den Vorschriften der jüdischen Religion beerdigt wie auch Urnen derer, die in Konzentrationslagern ums Leben kamen. Es gelang, die „gewaltige Kartei aller seit 1880 hier Bestatteten,“2 diese umfasste 113700 Karten 3, weiterzuführen und trotz der Bombenzerstörungen zu retten. Am 11. Mai 1945 fand auf dem Friedhof der erste jüdische, öffentliche Gottesdienst statt. Überlebende Kinder wurden mithilfe von Hausanschlägen berlinweit gesucht und sofort in der auf dem Jüdischen Friedhof neu gegründeten Religionsschule von ihm unterrichtet: „Nun begann die Flamme des Judentums, die Jahre unter der Asche geglüht hatte, die wir aber nie verglühen ließen, wieder emporzulodern. Das Licht war nicht verlöscht.“ 4

1 Riesenburger, Martin: Das Licht verlöschte nicht. Jüdische Memoiren. Herausgegeben von Hermann Simon. Band 5. HENTRICH&HENTRICH:2003, S. 7
2 ebenda, S. 83
3 ebenda, S. 84
4 ebenda, S. 96

„Sei uns herzlich gegrüßt, Bote des Friedens! Wir wollen dir den Kelch der Freude kredenzen! Lass uns schauen das Pessach der Zukunft: den Frieden der ganzen Menschheit.“ Rabbiner Martin Riesenburger

Herbert-Baum-Gruppe

Auf dem Jüdischen Friedhof befindet sich ein Ehrengrab. Ein hoher Gedenkstein, in dessen schwarzen Granit die Namen von 28 Männer und Frauen eingraviert sind. Die jüngsten von ihnen sind am Tag ihrer Hinrichtung 21 Jahre, der älteste 40 Jahre. Sie gehören zur Gruppe um Herbert Baum, die am 18. Mai 1942 einen Brandanschlag auf die Propagandaausstellung „Sowjetparadies“ im Berliner Lustgarten verübte. Der Brandanschlag blieb für die Ausstellung selbst ohne wesentliche Folgen. Die meisten Mitglieder der Gruppe bezeichneten sich als Kommunisten jüdischer Herkunft. Ihr Kreis war 1939, nach dem Verbot jüdischer Organisationen und dem Ausschluss von Juden aus illegal arbeitenden kommunistischen Widerstandsgruppen, entstanden. Er wuchs nach 1940 um Zwangsarbeiter aus der Judenabteilung der Elmo-Werke Siemens an. Nach dem Überfall der Deutschen auf die Sowjetunion im Sommer 1941 verbreitete die Gruppe als Form des Protests unter schweren Bedingungen produzierte Flugblätter und machte damit auf Unrecht und die gefährlichen Folgen des Krieges aufmerksam. Die Gruppe wurde nach dem verübten Brandanschlag sehr schnell aufgedeckt und festgenommen. Die meisten von ihnen wurden am 18. August 1942 und am 04. März 1943 nach der Verkündung des Todesurteils durch das Sondergericht Berlin in Berlin-Plötzensee ermordet. 1

1 vgl. Gedenkstätte Deutscher Widerstand (Hrsg.): Widerstand in Prenzlauer Berg und Weißensee. Band 12 der Schriftenreihe über den Widerstand in Berlin von 1933-1945 (2. Auflage). Berlin:2015 und Scheer, Regina: Im Schatten der Sterne. Eine jüdische Widerstandsgruppe. Berlin: 2004

Berlin-Weißensee-Spaziergang-Herbert Baum Gruppe-Hanni und Gerd Meyer -copyright Gedenkstätte Deutscher Widerstand

Hanni und Gerd Meyer
Copyright Gedenkstätte Deutscher Widerstand

Berlin-Weißensee-Spaziergang-Herbert Baum Gruppe-Marianne und Heinz Joachim -copyright Gedenkstätte Deutscher Widerstand

Marianne und Heinz Joachim
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