Was kann ich tun? Was können wir tun? 

Rechtsextremismus, Rassismus und andere Formen der Diskriminierung stellen bis heute eine reale Bedrohung für bestimmte Menschengruppen und eine demokratische Gesellschaft dar. Es gibt aber auch viele Initiativen und Organisationen in Weißensee, die wertvolle Arbeit leisten und sich für ein offenes Weißensee einsetzen:

  • Um Alltagsrassismus und Rechtsextremismus wirksam entgegentreten zu können, bedarf es einer Vernetzung und des Zusammenwirkens verschiedenster Akteure im Gemeinwesen. Die Fach- und Netzwerkstelle [moskito] ist die bezirkliche Anlaufstelle und Knotenpunkt für Bürger*innen, Jugendliche, Gruppen, Initiativen, Schulen und Multiplikator*innen. Die Fach- und Netzwerkstelle führt Projekte, Seminare und Veranstaltungen durch, hilft bei der Verwirklichung von Ideen und Aktionen, vernetzt Akteure und fördert einen Austausch zu den Themen Rassismus und Rechtsextremismus. Insbesondere Stadtteilzentren, Jugendeinrichtungen und Schulen in Pankow sind die Kooperationspartner.
    https://www.pfefferwerk.de/stadtteilarbeit-jugendfreizeit/fach-und-netzwerkstelle-moskito/
  • Die Antifa Nordost beobachtet und informiert über rechte Aktivitäten im Norden Berlins und organisiert Demos, Spaziergänge und Protestaktionen www.antifa-nordost.org 
  • Das Kultur- und Bildungszentrum Raoul Wallenberg (KuBiZ) bietet ein Zuhause für viele zivilgesellschaftliche und nachbarschaftliche Projekte, wie den Offenen Garten, den Jugendclub „Bunte Kuh“, Solar e.V. uvm. http://www.kubiz-wallenberg.de/language/de/

Aber wie die auf der Tour erwähnten Weißenseer und Weißenseerinnen, so kann auch jede und jeder von uns etwas tun und sich gegen Ungerechtigkeit einsetzen. Die Widerstandskämpfer*innen von damals haben Informationen gesammelt und verbreitet, haben protestiert und sich organisiert, haben verfolgte Menschen unterstützt. Daran können wir uns ein Beispiel nehmen und uns dafür einsetzen, dass die Strukturen unserer Gesellschaft gerecht und inklusiv sind. Wir können auf Demonstrationen gehen und die Handlungen der Politik und unser eigenes Handeln hinterfragen. Wir können betroffenen Menschen zur Seite stehen, wenn wir Zeugen eines Vorfalls werden. Wir können diskriminierende und rassistische Vorfälle und Propaganda über das Berliner Register www.berliner-register.de melden oder gegebenenfalls die Polizei rufen.

[moskito] Partnerschaften für Demokratie Pankow

„Wo die Zivilcourage keine Heimstatt hat, reicht die Freiheit nicht weit.“ Willy Brandt

Widerstand als Zivilcourage 

Neben den politischen Widerstandskämpfer*innen gab es zur Zeit des Nationalsozialismus die nur scheinbar „kleinen“ Taten des Widerstands im Alltag. Menschen brachten Zwangsarbeiter*innen heimlich Essen oder äußerten sich öffentlich. Eine dieser Personen war die als „ungemein couragiert“1 beschriebene Mützenmacherin Erna Furkert (1902-1979, geb. Vollmer) aus der Buschallee 23. Gemeinsam mit ihrem Mann, Karl Furkert, war sie in der Widerstandsarbeit der SPD engagiert. Ihre Kinder gingen, bis zu deren Schließung, auf die „weltliche Schule“ in der Parkstraße. Erna Furkert protestierte am 1. April 1933 vor dem EPA-Kaufhaus in der Berliner Allee 100 (damals Nr. 46) gegen den für diesen Tag ausgerufenen Boykott jüdischer Geschäfte, den „Juden-Boykott“. Ihr lautstarker Protest versammelte 60-70 Personen. Sie selbst erhielt wenig später eine polizeiliche Anzeige wegen „groben Unfugs“2. So wie sie ignorierten viele andere Weißenseer und Weißenseerinnen den Boykottaufruf und gingen weiterhin in jüdischen Geschäften einkaufen; manche, bis diese geschlossen oder zwangsverkauft werden mussten. Erna Furkert „bewies auch in späteren Jahren Gesinnungstreue“3 und kam im Oktober 1943 vier Monate in Haft, die sie überlebte.4

1 Gedenkstätte Deutscher Widerstand (Hrsg.) (2015): Widerstand in Prenzlauer Berg und Weißensee. Band 12 der Schriftenreihe über den Widerstand in Berlin von 1933-1945 Berlin. S. 56
2 ebenda, S. 328
3 ebenda, S. 56
4 vgl. Dokumente Museum Pankow

Dokument der polizeilichen Anzeige
Copyright Museum Pankow

Erna Furkert

Erna Furkert
Copyright Museum Pankow