Engagierte Kirche früher und heute
Die Pfarrkirche in der Berliner Allee 182 und das Gemeindehaus am Mirbachplatz waren und sind zusammen die zentralen Begegnungs- und Wirkungsorte der Evangelischen Gemeinde Weißensee.
Zur Zeit des Nationalsozialismus war der Berliner Nordosten nicht als Knotenpunkt der Berliner Kirchenopposition bekannt und lag weit entfernt von den kirchenpolitisch bewegten Zentren von Pankow und Prenzlauer Berg. Es gab jedoch mehrere Pfarrer, die der Bekennenden Kirche (BK) oder dem Pfarrernotbund angehörten und sich gegen den politischen Missbrauch christlicher Werte und die Verfolgung von Juden einsetzten.1 Pfarrer Emil Vogel aus der Weißenseer Gemeinde gehörte damals zu ihnen. In diesen schweren Zeiten konnte man Widerstand, oft nur still, im Verborgenen und gemeinsam mit eingeweihten Vertrauten leisten. So sammelte sich eine Gruppe von engagierten Gemeindemitgliedern, die sich der Bekennenden Kirche verbunden fühlten und sich mit einfachen Taten gegen die destruktiven Lehren und Praktiken des Nationalsozialismus stellten. Zum Christentum konvertierte Juden galten ab einem bestimmten Moment in Gemeinden „Deutscher Christen“ nicht mehr als „vollwertige“ Kirchenmitglieder, sondern als „Ausgestoßene“.2 Für die BK und Pfarrer Emil Vogel galt dies nicht und so sorgte er zusammen mit seinen Mitarbeiter*innen und Mitgliedern der BK für die lebensnotwendige Versorgung der ausgegrenzten Menschen.
Notbundpfarrer Emil Vogel taufte gegen Ende der 30er- Jahre 37 Menschen jüdischen Glaubens, um sie vor der Verfolgung und dem Tod zu bewahren, leider jedoch vergebens. Wenn wir uns in der unmittelbaren Umgebung der Pfarrkirche umschauen, so können wir Pfarrer Emil Vogels Grabstein entdecken.
1 vgl. Gedenkstätte Deutscher Widerstand (Hrsg.) (2015): Widerstand in Prenzlauer Berg und Weißensee. Band 12 der Schriftenreihe über den Widerstand in Berlin von 1933-1945 (2. Auflage). Berlin, S. 263-264
2 vgl. ebenda, S.300
„Demokratie ist ein hohes Gut. Es gibt Kräfte in unserem Land, die aktiv die Zersetzung unserer Demokratie planen. Es ist an der Zeit, der bisher oft schweigenden Mehrheit eine Stimme zu geben. Es ist an der Zeit, Haltung zu zeigen.“ Bischof Christian Stäblein, 2024
Heute sind die Pfarrerinnen Dorothea Schulz Ngomane und Katja Gabriel auf vielfältige Art und Weise gemeinsam mit den ehrenamtlichen und beruflichen Mitarbeiter*innen der Gemeinde, dem Kirchenkreis Berlin Nord-Ost und vielen lokalen Initiativen und Organisationen aktiv, um sich für Menschen einzusetzen und die teilhaben zu lassen, deren Stimme zu selten gehört und oft missachtet und verletzt wird:
Anti-Rassismusarbeit und interreligiöse Begegnungsarbeit: z.B. die „rote Sofa“ Aktion, um „belastbare Brücken zu bauen“ im Rahmen der Wochen gegen Rassismus in Pankow: https://www.kirche-berlin-nordost.de/blog/76434
Sozial-diakonisches Kooperationsprojekt mit der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde (Baptisten) und der Katholischen Gemeinde Weißensee: „Laib und Seele“: http://efg-weissensee.de/angebote/laib-und-seele.html
Stolpersteine Berlin https://www.stolpersteine-berlin.de/de/projekt/initiativen
Engagement für Menschen mit Fluchtgeschichte durch Seelsorge, Integrations- und Kirchenasylarbeit und Unterstützung der Seenotrettung